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4 Wilhelm Busch Lieder


| Individualität
| Für einen Porträtmaler
| Metaphern der Liebe
| Don Rodrigo (die Mohrenträne)
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Individualität




Es ist mal so, daß ich so bin.
Weiß selber nicht warum.
Hier ist die Schenke. Ich bin drin
Und denke mir: Dideldum!

Daß das so ist, das tut mir leid.
Mein Individuum
Hat aber mal die Eigenheit,
Drum denk' ich mir: Dideldum!

Und schaut die Jungfer Kellnerin
Sich auch nach mir nicht um;
Ich weiß ja doch, wie schön ich bin,
Und denke mir: Dideldum!

Und säße einer da abseit
Mit Knurren und Gebrumm
Und meint, ich wäre nicht gescheit,
So denk' ich mir: Dideldum!

Doch kommt mir wer daher und spricht,
Ich wäre gar nicht frumm
Und hätte keine Tugend nicht,
Das nehm' ich krumm. - Dideldum!

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Für einen Porträtmaler



Die gnädige Frau, die alte,
Die hab' ich konterfeit.
Sie hatte manche Falte,
D´rob war sie nicht erfreut.

Die Falten und die Runzeln,
Die malt ich nimmermehr,
Drob tät sie gnädig schmunzeln,
Das freut die Alte sehr.

Sie hatte viele Pocken -
Ich fand den Teint so klar;
Sie hatte falsche Locken -
Ich lobt ihr schönes Haar.

Die gnädige Frau, die alte,
Die hab' ich konterfeit.
Sie hatte manche Falte,
D´rob war sie nicht erfreut.

An ihrer roten Nase
Pries ich den feinen Ton;
Denn jede schöne Phrase,
Die findet ihren Lohn.

Die Alte fand geraten
Ihr gnädig Konterfei.
Sie zahlt mir zehn Dukaten,
Weil's gar' so ähnlich sei.

Die gnädige Frau, die alte,
Die hab' ich konterfeit.
Sie hatte manche Falte,
D´rob war sie nicht erfreut.

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Metaphern der Liebe



Welche Augen! Welche Miene!
Seit ich dich zuerst gesehen,
Engel in der Krinoline,
Ist's um meine Ruh geschehen.

Ach! In fieberhafter Regung
Lauf ich Tag und Nacht spazieren,
Und ich fühl es, vor Bewegung
Fang ich an zu transpirieren.
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Und derweil ich eben schwitze,
Hast du kalt mich angeschaut;
Von den Stiefeln bis zur Mütze
Spür ich eine Gänsehaut.

Wahrlich! Das ist sehr bedenklich,
Wie ein jeder leicht ermißt,
Wenn man so schon etwas kränklich
Und in Nankinghosen ist.
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Würde deiner Augen Sonne
Einmal nur mich freundlich grüßen,
Ach! Vor lauter Lust und Wonne
Schmölz ich hin zu deinen Füßen.

Aber ach! Aus deinen Blicken
Wird ein Strahl herniederwettern,
Mich zerdrücken und zerknicken
Und zu Knochenmehl zerschmettern.
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Die Mohrenträne - Don Rodrigo




Don Rodrigo, Don Rodrigo,
Kühnster aller Kavaliere,
Die auf hohem Rosse kamen
Zu Sevillas Festturniere;

Sprich, Rodrigo, stolzer Degen!
Was soll deiner Augen Glühen,
Und was soll der dunklen Brauen
Sturmumwölktes Faltenziehen?

Und er fluchte: »Donna Clara!
Donna Clara!« flucht' er wütend
Und verschwand in seinem Zelte,
Dunkel, einsam, Unheil brütend.

Aber draußen vor dem Zelte
Wacht der alte, treue, brave.
Vielerprobte, oftgebleute,
Schwarzverpichte Mohrensklave.

Seine Lippen, festgeschlossen,
Bergen die demantnen Zähne,
Und es rinnt von seinem Auge
Eine dicke Mohrenträne.

»Molo, du mein schwarzer Sklave,
Sklave aus dem Mohrenlande,
Eile flugs zum Bärenwirte
An Sevillas Mauerrande!

Bringe mir vom Allerbesten,
Mir das Herz daran zu letzen,
Denn was Lieb' an mir verbrochen,
Soll der Wein mir nun ersetzen!

Eine Flasche, Donna Clara,
Von dem allerbesten Fasse,
Eine trank ich unsrer Liebe,
Zehne trink' ich unserm Hasse!«

Und es rennt der schwarze Sklave,
Und er bringt der Flaschen zehne,
Und es rinnt von seinem Auge
Eine dicke Mohrenträne.

»Armer Molo, schwarzer Molo,
Weine nur, o Molo, weine!
Eine Flasche trank Rodrigo,
Und er trank sie ganz alleine.

Eine Flasche trank Rodrigo,
Und er trank sie seiner Liebe,
Und du kriegtest für gewöhnlich
Einmal nur des Tages Hiebe.

Zehne trinkt er seinem Hasse -
Weine nur, o Molo, weine! -
Jetzt bekommst du zehnmal Hiebe
Und du kriegst sie ganz alleine.«

Also spricht der schwarze Sklave,
Spricht's durch seine weißen Zähne,
Und es rinnt von seinem Auge
Eine dicke Mohrenträne.

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